Ein wichtiges Thema im Bereich Homeprepping ist die Mobilität. Verschiedene Gründe veranlassen uns, unseren Standort zeitweise zu verlassen, weshalb eine gesicherte Mobilität erforderlich ist. Einige Gedanken dazu.
Mobilität in der Krise
In einer Krise oder gar während einer Katastrophe macht es die Situation bisweilen erforderlich, den festen Standort ("Hotel Quebec") zu verlassen. Gründe dafür können sein:
- Hilfeleistung für andere Personen (Bergung Verletzter, Evakuierung Gefährdeter u.ä.)
- Beschaffung von Lebens- und Hilfsmitteln (von öffentlichen Verteilstellen, aus der Natur u.ä.)
- Bedrohung durch Wettereinflüsse (Überschwemmung, Sturm, Schneetreiben, Blitzschlag/Feuer u.ä.)
- Bedrohung durch Umwelteinflüsse (CBRN-Lagen, Unfälle im HQ u.ä.)
- Bedrohung durch Personen /-gruppen (Plünderer, Gewalttäter u.ä.)
- Evakuierung durch Behörden und Ämter (Massenevakuierung u.ä.)
Im Zuge der Preppingplanung ist es also angezeigt, sich Gedanken über die Art der Mobilität und deren Aufrechterhaltung zu machen. Eingeschränkte oder nicht vorhandene Mobilität kann zu Belastungen, im schlimmsten Falle zu lebensbedrohlichen Gefahrensituationen führen. Wie im gesamten Bereich der Krisenvorbereitung muss man auch hier zwischen City- und Countryprepping unterscheiden. Der komplette Bug-Out wird hier nicht näher beschrieben, dies erfolgt in speziellen Artikeln dazu.
Für alle Bewegungsmuster gilt: Hauptstraßen sollten vermieden werden, Nebenstraßen sind in "normalem" Marschtempo zu nutzen, um keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen. Bei Ansprache durch Fremde stets höflich reagieren, keine verdächtigen Bewegungen vollziehen, die missverstanden werden könnten. Wenn möglich, ausweichen. Bei Ansprache durch z.B. bewaffnete Ordnungskräfte stehenbleiben, Hände gut sichtbar halten, freundlich ggfs. Namen, Ziel und Zweck der Bewegung erläutern, den Anweisungen Folge leisten.
OHNE FAHRZEUG
Die natürlichste Form der Mobilität ist natürlich die "per pedes", also zu Fuß (realistisch ist hier ein Radius von ca. 30km tägl.). Sie erfordert keinerlei Einsatz technischer Hilfsmittel und ist im Normalfall (ohne körperliche Mobilitätseinschränkung) geländeunabhängig. Sinnvoll ist hier, auf festes Schuhwerk (explizite Wanderschuhe) und wetterfeste bzw. angepasste Kleidung zu achten.
- VORTEIL: Lautlos, geländeangepasst, optimale Nutzung vorhandener Strukturen.
- NACHTEIL: Langsam, angreifbar, sehr begrenztes Transportvolumen
- CITY PREPPING: Unauffällige Kleidung (kein Camouflage!), kleines EDC, feste Schuhe, Rucksack, evtl. "Hackenporsche" oder Bollerwagen mit Abdeckplane
- COUNTRY PREPPING: Unauffällige Kleidung (z.B. grün, braun, kein Camouflage!), erweitertes EDC, Feste Schuhe bzw. Stiefel, Rucksack, evtl. Bollerwagen o.ä.
MIT FAHRRAD
Ein gut funktionierendes Fahrrad kann eine erhebliche Mobilitätserweiterung darstellen (u.U. über 100km tägl.). Kenntnisse der Funktionsweise und zur Reparatur sollten unbedingt vorhanden sein und entsprechende Ersatzteile mitgeführt werden (Lenker- oder Satteltasche, Luftpumpe nicht vergessen). Alle beweglichen Teile sollten stets gut gefettet sein. Um platte Reifen durch Splittererintrag zu vermeiden, einen sog. "Pannenfuchs" einlegen. Diesen kann man auch aus einen kaputten Schlauch selbst herstellen, den man um den Pneu legt, bevor er in den Mantel eingebracht wird. Die Doppellage schützt den Luftschlauch durch Gegeneinanderverschieben, wenn ein Fremdkörper durch die Manteldecke eindringt. Beim Fahren ist auf gleichmäßigen Tritt und eine als "normal" empfundene Reisegeschwindigkeit zu achten.
- VORTEIL: Geräuscharm, erhöhte Geschwindigkeit, bedingt geländeangepasst, erweitertes Transportvolumen möglich.
- NACHTEIL: Pannenanfällig, weckt Aufmerksamkeit (besonders wenn transportiert wird).
- CITY PREPPING: Belastbares Fahrrad (Trecking- o. Mountainbike), unauffällige Kleidung (kein Camouflage!), kleines EDC (zzgl. Flickzeug u. Ersatzteile), feste Schuhe, Rucksack, evtl. Fahrradanhänger mit Abdeckplane
- COUNTRY PREPPING: Belastbares Fahrrad (Trecking- o. Mountainbike), unauffällige Kleidung (z.B. grün, braun, kein Camouflage!), erweitertes EDC (zzgl. Flickzeug u. Ersatzteile), Feste Schuhe bzw. Stiefel, Rucksack, evtl. Fahrradanhänger mit Abdeckplane
MIT MOTORRAD
Ein nutzbringendes Motorrad ist zumeist standortgestützt, da Betriebsstoffe vorgehalten werden müssen, um die Einsatzfähigkeit zu gewährleisten. Die Mobilitätserweiterung ist gegenüber der eines Fußgängers um weit mehr als das Zehnfache gesteigert, allerdings bringt die motorisierte Bewegung auch Gefahren mit sich. Es besteht die Möglichkeit, dass ein Motorrad an einem Kontrollpunkt requiriert wird, entsprechende Bevollmächtigungen werden an die Ordnungskräfte im Krisenfall ausgegeben. Auch der Versuch anderer Menschen oder Gruppen, des Fahrzeugs habhaft zu werden, darf nicht ausgeschlossen werden. Ein Treibstoffvorrat von ca. 200 Liter und eine entsprechende Menge an Betriebsstoffen sowie Ersatzteile sollte im HQ sicher gelagert werden.
- VORTEIL: Schnell, wendig, hohe Reichweite, gute Nutzung der Infrastruktur (nicht straßengebunden)
- NACHTEIL: Hohes Geräuschaufkommen, Treibstoffbedarf, bedingt wettertauglich, begrenztes Transportvolumen
- CITY PREPPING: Technisch einwandfreies Motorrad (oder Moped o.ä.), passende Kleidung, kleines EDC, feste Schuhe, Rucksack oder Seitenkoffer
- COUNTRY PREPPING: Technisch einwandfreies Motorrad (Enduro o.ä.), passende Kleidung, kleines EDC, feste Schuhe, Rucksack oder Seitenkoffer
MIT AUTOMOBIL
Den größten Mobilitätsradius und natürlich Komfort gewährt das Automobil (ähnlich Motorrad, allerdings höhere Ladekapazität und geschlossene Kabine), doch ist die Gerfahr einer Requirierung und Wegnahme hier am größten. Wichtig ist, ruhig und besonnen zu fahren, sich nicht ablenken zu lassen und mögliche Gefahrensituationen stets im Blick zu behalten (Straßenzustand, Hindernisse u.ä.). Da ein Kfz einen relativ hohen Kraftstoffverbrauch hat, ist die Lagerung entsprechender Mengen bisweilen schwierig (siehe weiter unten im Text). Fahrzeuge sollten nach Bedarf und Leistungsfähigkeit ausgesucht und stets gewartet werden. Kenntnisse über Pflege und ggfs. Reparatur sind von Vorteil.
- VORTEIL: Schnell, hohe Reichweite, gute Nutzung der Infrastruktur (straßengebunden oder Gelände), gutes Transportvolumen.
- NACHTEIL: relativ hohes Geräuschaufkommen, Treibstoffbedarf, weckt Begehrlichkeiten
- CITY PREPPING: Technisch einwandfreies Kfz (unauffälliger Kleinwagen), passende Kleidung, kleines EDC und Fluchtrucksack, Notfallwerkzeug, Ersatzkanister und -rad, evtl. Dachgepäckträger, AHK
- COUNTRY PREPPING: Technisch einwandfreies Kfz (mögl. 4x4, Diesel, große Zugkraft), passende Kleidung, kleines EDC und Fluchtrucksack, Werkzeug (auch Säge, Brechstange, Rückeisen, Axt o.ä.), Ersatzkanister und -rad, Dachgepäckträger, AHK, Anhänger, Zurrgurte, evtl. Seilwinde / Kettenzug
MIT LKW
Wie beim Automobil, nur dass hier größere Mengen Treibstoff benötigt werden. Der Mobilitätsradius ist ähnlich, allerdings bei (je nach Ausführung) stark erweitertem Transportvolumen. Der LKW eignet sich im Stadtgebiet so gut wie überhaupt nicht, im ländlichen Bereich kann er (als 4x4-Ausführung oder Traktor) erhebliche Vorteile mit sich bringen.
- VORTEIL: Hohe Reichweite, gute Nutzung der Infrastruktur, sehr hohes Transportvolumen
- NACHTEIL: relativ langsam, hoher Treibstoffbedarf, erzeugt Aufmerksamkeit
- CITY PREPPING: (wie Automobil)
- COUNTRY PREPPING: (wie Automobil)
ANMERKUNGEN zur Treibstofflagerung
Im Falle einer Krise (z.B. Stromausfall) oder gar einer Katastrophe (z.B. Starkwetterereignis) ist nicht ohne weiteres davon auszugehen, dass die zivile Versorgung mit Treibstoff aufrechterhalten werden kann. Wer also mobil bleiben will, sollte sich Gedanken darum machen, seine jeweilige Mobilitätsform verfügbar zu halten. Bei Tanklagerung sollten stromunabhängige Pumpen ("Lenzpumpe") vorhanden sein.
- Ein Ottomotor benötigt Benzin, das aufgrund der Beimengung von Ethanol nur begrenzt lagerfähig ist. Vorgeschlagen wird hier die Lagerung einer Menge von ca. 200 Litern Premiumkraftstoff (z.B. V-Power) in einer dafür geeigneten Lagereinrichtung (z.B. Benzinfass). Bei begrenzten Verhältnissen (im urbanen Wohnbereich) sollten ca. 5 Blechkanister á 20 Liter z.B. im Keller oder an besser geeigneter Stelle gelagert werden, z.B. im Erdbunker in einem Schrebergarten, hierbei ist auf eine auslaufsichere Lagerumgebung zu achten! Gelagertes Benzin sollte nach dem FIFO-Prinzip (First In - First Out) rotierend verbraucht und nachgefüllt werden (z.B. jede Woche einen Kanister ins Fahrzeug umfüllen und neu betanken), Öl, Bremsflüssigkeit und Kühlmittel sowie Scheibenreiniger sind vorrätig zu halten.
- Ein Dieselmotor kann sich im Falle der Krise als wesentlich nützlicher erweisen. Besonders ältere, robuste Modelle lassen sich nämlich durchaus mit alternativen Kraftstoffen betreiben (z.B. Pflanzenöl oder leichtes Heizöl). Treibstoff kann (im ländlichen Bereich auch hier natürlich besser als in der Stadt) in sog. IBC-Tanks gelagert werden (Siehe dazu Info am Ende des Textes). Hier ist ebenso auf Auslaufsicherheit und ggfs. Ummantelung bzw. Auffangbecken zu achten (im urbanen Wohnbereich gilt dasselbe wie für Benzin). Achtung! Lange Lagerzeiten können die sog. "Dieselpest" hervorbringen, diese schädigt im Fahrzeug Tank, Leitungen und Filter!
INFO IBC-TANK: Intermediate Bulk Container bestehen aus einer in einer Gitterbox auf Palette eingefassten Blase aus HDPE (High density polyethylene). Sie fassen 500-3000 Liter (i.d.R. 1000 Liter). Normmaß (1000 Liter): 1200×1000×1160 mm. IBC verfügen über einen Zulauf (oben, Schraubdeckel, DN150) und einen mit Absperrhahn und Schraubdeckel gesicherten Ablauf (DN50, DN80, DN150). Sie werden in der Chemischen Industrie und der Nahrungsmittelindustrie zum Transport und zur Lagerung flüssiger oder streufähiger Produktionsgüter verwendet. IBC eignen sich auch hervorragend als Regenauffangbehälter. Die längere Lagerung von Treibstoff ist in diesen Tanks nicht vorgesehen, zum Transport von Dieselölen z.B. sind sie jedoch gem. GGVS zugelassen (bei regelmäßiger Prüfung gemäß ADR, Kapitel 6.5.6.7.3.).
INFO DIESELPEST: Als Dieselpest wird das Auftreten von Mikroorganismen (Bakterien, Hefen, Schimmelpilze) im Dieselkraftstoff mit sichtbarer Bildung eines Bioschlamms bezeichnet. Dadurch kann es zu Funktionsstörungen von Dieselantrieben kommen, weil der Bioschlamm Verstopfungen von Filtern und Treibstoffleitungen verursacht und somit den Fluss des Dieselkraftstoffs zum Motor behindert. Durch ein starkes Auftreten von Mikroorganismen im Kraftstoff kann es durch Biokorrosion zu Schäden am Tank und Treibstoffsystem kommen. In Dieselkraftstoff können Bakterien (z. B. Cyanobakterien) sowie Schimmelpilze und Hefen wachsen. Als repräsentative Mikroorganismen werden nach ASTM E159.10 (American Society for Testing and Materials - https://astm.nufu.eu/std/ASTM+E1259+-+10) Pseudomonas aeruginosa, Hormoconis resinae und Yarrowia tropicalis (ehemals Candida tropicalis) verwendet. Unter anaeroben Bedingungen wachsen auch sulfatreduzierende Bakterien, die zu mikrobiologisch induzierter Korrosion führen. Gegenmittel: BIOZIDE - z.B. GROTAMAR 82, LIQUIMOLY 5150, ERC Diesel Plus 1:1000 - Bei befallenen Tanks Schockdosierung, ansonsten Präventivanwendung nach Anweisung.