Bühne frei für Schmierentheater

Neulich wies man mich auf den Videobeitrag eines bekannten Survival-Influencers hin. Ich habe mir das Video angeschaut und mich beinahe am Abendessen verschluckt.

Hartnagel King Kong Theater Mannheim

Da berichtet der Influencer von einem Theaterstück, das unlängst am Mannheimer Nationaltheater uraufgeführt wurde. Es trägt den Titel "King Kong" - Erdacht und umgesetzt wurde es von einem ... ähem ... Künstler, der sich irgendwie mit Weltuntergang, Katastrophe, Prepping und so weiter befassen wollte, weil er ein oder zwei Videos von besagtem Influencer gesehen hatte.

Tja. Gut gemeint ist eben nicht immer gut gemacht. In der Presse wurde das Stück eher mitleitig belächelt und mit Begriffen wie "Klamauk" betitelt. An sich nichts Schlimmes. Aber - und nun kommt das ABER - der feine Herr Regisseur war der Meinung, die Namen von real existierenden Personen mit seiner laienhaften Darbietung durch den Kakao zu ziehen. Und genau da hört die "künstlerische Freiheit" auf.

Nicht nur ich verdiene mit meinem Namen meinen Lebensunterhalt, auch andere aus der Aufzählung in zitierten Presseartikeln nutzen ihren Namen als Marke. Den Regisseur ficht das nicht. Ich fühle mich ja durchaus geschmeicht, dass der Guteste meine feminine Seite von einer jungen, unbedarften Maid darstellen lässt, aber ein wenig pikiert bin ich schon darüber, dass ich a) quasi als Witzfigur dargestellt werde und b) dass man nicht einmal geruht, mich davon in Kenntnis zu setzen, dass meine Name da zu Unterhaltungszwecken verwurstet wird.

Ich habe dem Regisseur in einer Mail geschrieben:
"Künstlerische Freiheit hin oder her, aber wie in Ihrem Stück Menschen, die eine geordnete Krisenvorbereitung betreiben, quasi zu Freaks und Witzaugusten herabgewürdigt werden, ist nicht allein unhöflich, es ist auch geschäftsschädigend. Sehen Sie, ich verarbeite in meinen Büchern ja auch nicht einen notorisch erfolglosen Groschenregisseur, der mit aller Macht versucht, durch das Bedienen medial gehypter Themen etwas Five-Minute-Fame abzugreifen. Und wenn ich es täte und Ihren Namen nutzen wollte, würde ich tatsächlich fragen, ob Ihnen das auch recht ist."

Auch das Mannheimer Nationaltheater habe ich per Facebookkommentar von meiner Ansicht in Kenntnis gesetzt:

"Mein Name ist Husker. Clayton Husker. Ich bin eine der Personen, die Ihr Regisseur Nick Hartnagel für seine affige Bühnenposse "King Kong" verwurstet hat. Sicher, als Autor von Buchreihen, die sich mit Krisen und Katastrophen i.w.S. befassen, muss man es sich wohl gefallen lassen, andere zu inspirieren, auf welche Weise auch immer. Das kann Ihrem Regisseur zum Glück ja nicht passsieren (siehe: "2 Personen haben teilgenommen").
Nick Hartnagel hat es nicht im Ansatz für nötig gehalten, die Personen, die er da in einem ach so kreativen Anfall von Dekadenz und Pompejismus grotesk verzerrt einer desinteressierten Öffentlichkeit präsentiert, einmal zu fragen, ob es ihnen denn recht sei, als Objekt der Belustigung zu gelten. Für ihn und seine Bühnenbildnerin war es einfach, in der Requisite ein paar alte NVA-Gasmasken, ein gammeliges Betttuch und ein paar fancy Dresses zusammenzuklauben, um damit die "Prepper" als - wie meinte der unglaublich woke Rezensent Björn Hayer? - "diese etwas skurrilen Figuren ... in Unterhosen" darzustellen.
Die Inszenierung reiht sich damit brav in die Masse der sogenannten "Qualitätsmedien" ein, welche Menschen, die sich ernsthaft mit dem Thema "geordnete Krisenvorsorge" in Anlehnung an die Empfehlungen des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe befassen, gern als weltentrückt, grenzdebil und möglichst auch rechtsradikal-toxisch-männlich darstellen. Ganz großes Theater, Gratulation.
Grundsätzlich könnte ich mich ja geschmeichelt fühlen, dass meine Person von einer netten, unbedarften Maid dargestellt wird, wenn es denn nicht ein geschäftsschädigender Akt wäre. Sicher, Ihr Ensemble und die Ausstattung sind weitgehend staatsfinanziert, das Einkommen also gesichert, Hauptsache, man lässt ab und an auf der Bühne die Puppen tanzen. Ich darf Ihnen versichern, dass es als Schriftsteller am freien Markt etwas anders zugeht. Aber das muss Sie oder den Herrn Regisseur ja nicht kümmern.
Ich bitte Sie daher, auf diesem Wege meine Missfallensbekundung zur Kenntnis zu nehmen und rege an, dass der feine Herr Regisseur vielleicht beim nächsten Mal im eigenen Stall nach Witzfiguren sucht, da dürfte er wohl ausreichend fündig werden, um eine veritable Posse zu Wege zu bringen."

Natürlich werde ich wegen einer solchen Entgleisung nicht meine Anwälte bemühen, zumal der Regisseur ja durch die ungefragte Veröffentlichung meines Namens quasi Fakten geschaffen hat. Nun weiß ich allerdings nicht, wie Fremdenlegionär G. aus dem Artikel darüber denkt.

Ich habe ja auch Humor und kann über mich selbst lachen (wer mich kennt, weiß das), aber eben am liebsten, wenn ich die Witze mache und nicht irgendein Hochschulabsolvent, der meint, sich ein Urteil erlauben und sich auf meine Kosten profilieren zu können.

Ich habe mir zu guter Letzt mal mal den Podcast mit Björn Hayer angehört. WE ARE SCREWED!!!

Der/die/das Hayer ist sowas von WOKE, dass es mir förmlich den Kaffee ins Gesicht schlägt. "Der Kampf gegen die Natur ist quasi der Kampf der Geschlechter". Jetzt ist einfach ALLES Gender. Sogar "King Kong, der männlich-toxische Symbolismus der Eroberung der feminin-humanen Umwelt und Natur durch das haarige, dunkle Inselmonster, angebetet von Preppern, die ihre Ängste in einer  Welt der Reglementierung zementiert wissen möchten aus Furcht vor dem Weiblich-Unbekannten" ... was raucht der Mann? Teppichflusen?


NACHTRAG: Der Regisseur hat auf meine Mail geantwortet und sich für die ungefragte Nennung entschuldigt. Sehr ehrenhaft, wie ich finde. Er hat auch erläutert, dass es nicht in seiner Absicht stand, sich über Prepper lustig zu machen, wie es in den Pressereaktionen angedeutet wird. Er bot sogar an, meinen Namen aus dem Bühnenstück zu entfernen, was ich allerdings nach unserer Kommunikation nun nicht mehr für angezeigt halte, zumal der Name eh schon in der Presse kursiert. Für mich ist die Sache hiermit vom Tisch.

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Theaterstück KING KONG:
https://www.nationaltheater-mannheim.de/de/schauspiel/stueck_details.php?SID=4117
Regisseur:
Nick Hartnagel
Stückentwicklung von Nick Hartnagel, Annabelle Leschke und Yassu Yabara
Rezension:
https://www.rnz.de/kultur-tipps/kultur-regional_artikel,-nationaltheater-mannheim-viel-klamauk-wenig-tiefgang-bei-king-kong-_arid,784726.html
Podcast:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/monster-prepper-nick-hartnagel-die-last-der-traeume-king-kong-in-mannheim-dlf-kultur-1fac752d-100.html

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